Erstmals nach 35 Jahren gab der britische Sänger Cat Stevens alias Yusuf Islam ein Konzert in Deutschland. Mit Titeln wie "Morning has broken" begeisterte er.
Mit einem Mantel und einer umgehängten Gitarre kommt Yusuf auf die Bühne und wirkt wie ein Wanderprediger, doch predigen tut er an diesem Abend nicht. Mit „Lilywhite“ und „Wind“ beginnt er den Abend, der zu einer zweistündigen Reise durch seine Karriere und sein Leben werden wird. „Es war eine lange Reise bis hierher“, sagt er und setzt das Programm mit „Blackness Of The Night“ fort, einen Song von seinem zweiten Album „New Masters“, den kaum jemand kennt, weil es das einzige Album war, das sich nicht in den Charts platzieren konnte.
Nach und nach trudelt auch seine siebenköpfige Band auf der Bühne ein, die mit zwei Straßenlaternen und einer Ziegelwand aus Pappmache dekoriert ist und eine verlassene nächtliche Londoner Straße darstellen soll. Mit ihnen spielt er einen Songzyklus, der einmal ein Musical werden sollte und der das Motiv von „Moonshadow“ als Haken hat. Stevens erzählt die Geschichte von den Freunden Stormy und Liza. Eine wuchtige Version von „Matthew And Son“ ist der Höhepunkt dieses Teils. Darin entwirft er mit alten und neuen Songs das Bild einer harmonischen Welt. Das hat ihn als Künstler früher angetrieben und das hat sich bis heute nicht geändert.
Natürlich nimmt das Repertoire seiner Erfolgsalben „Tea For The Tillerman“, „Teaser And The FireCat“ und Mona Bone Jakon“ den größten Raum des Konzerts ein. Aber Yusuf alias Cat Stevens alias Steven Demetre Georgiou hat auch neue Songs im Programm wie „Maybe There’s A World“, und „Roadsinger“. Auch „Boots And Sand“ hat er für diese Comeback-Tour ausgewählt, ein Lied, das er geschrieben hat, nachdem amerikanische Behörden ihm 2004 die Einreise in die USA verweigert hatten. Damals stand nahezu jeder Bartträger unter Terrorverdacht. „You’re on our ,no song’ list“, legte Yusuf den US-Sheriffs in dem Lied in den Mund und machte sich so über die Paranoia an den Grenzen lustig. Im Konzert zeigt er dazu ein lustiges Video, dass ihn und seine Band auf dem Weg durch „Miracleland“ zeigt.
Das Publikum reagiert freundlich auf die musikalische Zeitreise des Rückkehrers. 1979 hatte Cat Stevens sich ziemlich abrupt aus der Welt der Popmusik abgemeldet. Erst vor zwei Jahren kehrte der zum Islam konvertierte Künstler wieder auf die Bühnen der Welt (außer Amerika) zurück. Die großen Momente bekommt der Tourauftakt in Hamburg vor etwa 6000 Zuschauern erst nach der halbstündigen Pause. In diesen Teil hat Yusuf dramaturgisch geschickt all seine großen Hits wie „Moonshadow“, „Father & Son“, „Wild World“und „Morning Has Broken“ gepackt. Jetzt kennt das Publikum die Texte, kann mitsingen und in Erinnerungen schwelgen. Und natürlich haben sie Fans Yusuf längst verziehen, dass er sich jahrzehntelang rar gemacht hat.
Wie der Künstler selber sagte: „Es war ein sehr langer Weg bis hierher.“
[Hamburger Abendblatt, 10.05.11]
Yusuf Islam in Hamburg -
Rückkehr auf die Bühne nach drei Jahrzehnten
Nach 35 Jahren Bühnen-Pause hat der britische Pop-Sänger Yusuf Islam, besser bekannt als Cat Stevens, gestern 7000 Hamburger in der 02-World begeistert. Mit dem Hamburg-Konzert startete der 63-jährige seine "Wanted"-Tour, bei der er neben Hits wie "Morning has broken" oder "Father & Son" auch neue Songs vorstellt. Cat Stevens hatte vor mehr als drei Jahrzehnten die Bühne verlassen, um im Islam unter dem Namen Yusuf Islam persönliche Erfüllung zu finden. Er verkaufte weltweit mehr als 100 Millionen Tonträger.
[Hamburg 1 Fernsehen, 11.05.11]
Das Licht in der Arena war kaum erloschen, schon ertönten vor dem Konzert die ersten Rufe und Pfiffe aus der Menge.
Das Publikum wollte endlich den Mann auf der Bühne wiedersehen, der es in den 60er Jahren fast über Nacht zu Weltruhm gebracht hatte und dann urplötzlich von der Bildfläche des Pop verschwunden war: Cat Stevens, heute bekannt unter dem Künstlernamen Yusuf. Seine Abkehr vom Showbusiness schien endgültig.
Nach langen Jahren abseits der Bühne kam er am Dienstagabend nach Hamburg, um sein erstes Deutschlandkonzert seit 35 Jahren zu geben. Und plötzlich saß er dort, allein auf einem Hocker im Scheinwerferlicht, mit weißem Vollbart, seiner Akustikgitarre und begann zu spielen, als ob nichts gewesen wäre. Was folgte, waren zwei bewegende Stunden mit einem großen Musiker und noch größeren Liedermacher.
«Manchmal geht man auf eine Reise und weiß nicht, wohin sie einen trägt», erklärte er nach «Blackness of the Night». Die Anspielung war eindeutig: Seine eigene Reise hatte den Folk-Sänger 1977 zum Islam geführt, nachdem er beim Schwimmen in Kalifornien fast ertrunken wäre und die Rettung durch eine Welle als göttliche Fügung deutete. Dem Popzirkus kehrt er daraufhin den Rücken, um sich ganz dem Glauben hinzugeben, ließ all seine Instrumente versteigern und stiftete sein Vermögen an Koranschulen und für wohltätige Zwecke.
Schnell wurde am Dienstag klar, dass diesem neuen Yusuf der alte Cat Stevens während seiner Sinnsuche nicht abhandengekommen ist. Die altbekannt markante Stimme ruft zwischen den Gitarrenriffs der Softrock-Balladen nach einer besseren Welt, in der Kinder spielen, die Natur blüht und für Kriege kein Platz bleibt. Auch sein geplantes Musical «Moonshadow» spielt in dieser fantastischen Welt, in der ein Junge namens Stormy auszieht, um sein Glück zu finden und dabei vielen Verführungen widerstehen muss.
Die antiken Motive von Auszug, Abenteuer und Heimkehr eines Helden ziehen sich immer noch durch das Werk des fünffachen Vaters. «Es gibt zwei Arten von Geschichten: die vom Aufbruch und die von der Rückkehr», sagte er vor einer der neueren Musical-Nummern. Yusuf selbst hat nun beide erlebt. Er ist dabei ein singender Geschichtenerzähler geblieben, der damals wie heute Trost spenden will gegen die Übel dieser Erde. Auch für die Opfer der Unruhen in Nordafrika hat der 63-Jährige deshalb ein paar Liedzeilen komponiert: «My People» ist angeregt durch den jüngsten Aufstand in Ägypten.
Trotz solch ernster Themen und einer kleinen Portion Weltschmerz mangelte es dem Briten nicht am nötigen Witz, um die knapp 6000 Besucher der Hamburger O2-Arena den Abend über bei Laune zu halten. Immer wieder setzte er zu den ersten Takten des ersehnten Klassikers «Moonshadow» an, um dann abzubrechen und trocken zu bemerken: «Das spiele ich später.» Bevor es endlich soweit sein sollte, steigerten er und seine siebenköpfige Band im Lauf des Abends das Tempo und verknüpften auch mehrere Titel zu längeren Medleys.
Die Höhepunkte dieser bewegenden Reise durch sein musikalisches Werk hatte sich der Mann mit dem sanften Blick bis zum Schluss aufgespart. Als er bei «Wild World» und «Father and Son» auch die letzten kuschelnden Pärchen aus ihren Sitzen geholt hatte, war seine lange Auszeit längst vergeben. «Morning has broken» wird zu einem Chor der 6000, die sich selig ihrer eigenen Jugend erinnern. Einige Klassiker fehlen, zum Beispiel «My Lady d'Arbanville» und «Sad Lisa». Bei der Zugabe erlöste er die Menge schließlich mit dem lang erhofften «Moonshadow» und schloss den Abend mit «Peace Train».
[Westfalen-Blatt, 11.05.11]
Yusuf alias Cat Stevens nach über drei Jahrzehnten wieder auf
Tour
Nach über drei Jahrzehnten Pause hat Yusuf Islam alias Cat Stevens am Dienstagabend in Hamburg sein erstes Deutschlandkonzert gegeben. Es ist ein Zeitreise durch sein musikalisches Schaffen von seinen großen Hits wie "Wild World" bis hin zu neuen Titeln wie "Roadsinger". Die Fans sind begeistert, einige gar zu Tränen gerührt.
Der inzwischen 62-jährige Musik-Poet ist gut aufgelegt und scherzt mit dem Publikum, bleibt aber zugleich distanziert. "Hey Hamburg. Ich liebe diese Stadt", sagt er zu Beginn. "Es ist ein langer Weg gewesen. Man weiß nie, wo man landet."
Vieles hat sich verändert in den Jahren, in denen er sich aus dem Geschäft zurückzog. 1977 trat er zum Islam über und änderte seinen Namen, aus Cat Stevens wurde Yusuf Islam. Die Zeit ist auch äußerlich nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Seine Haare sind inzwischen ergraut.
Unverändert beeindruckend sind seine Stimme und die alten Hits. Auf dem Programm stehen bekannte Titel wie "Morning has broken" und "The first cut is the deepest" in einem Medley mit "Here comes my baby". Die ersten Zeilen des bekannten Titels "Wild World" singt er auf Zulu.
Yusuf spielt über zwei Stunden mit einer 30-minütigen Pause. Zwischendurch tauscht er die Gitarre gegen ein E-Piano. Der Sound wird teilweise richtig rockig. Zudem stellt Yusuf sein erstes Musical "Moonshadow" vor, das noch in der Entstehung ist. Es handelt von dem Jungen Stormy, der auf einem dunklen Planeten lebt, von seiner Liebe getrennt wird und zu einem fernen schönen Land fliehen möchte. Es sei seit 45 Jahren sein Traum gewesen, ein Musical zu schreiben, seit er im Londoner West End aufwuchs, sagt Yusuf.
Auf der Bühne erzählt er die Entstehungsgeschichte einiger Songs. Zu dem Song "I love my dog" erklärt er, dass er damit seine Karriere begonnen habe, mit dem Namen Cat Stevens. Es klingt ein wenig selbstkritisch, doch scheint er mit sich im Reinen zu sein. Das Reisen, das Suchen nach Glück ist eines der zentralen Themen seiner Songs und des Konzerts. Dazu passt auch die Bühnengestaltung, die mit zwei Laternen eine Straßenecke darstellt.
Am Ende des Konzerts danken ihm die rund 6.000 Fans in der Hamburger O2 World mit stehenden Ovationen, nicht wenige haben Tränen in den Augen vor Begeisterung. "Uns erinnert die Musik an die Jugendzeit", sagen Brigitte und Günther Löffler, die aus dem niedersächsischen Wiefelstede angereist sind. Die 55-Jährige hat ihren Mann damals kennengelernt. Yusuf vertrete einen Islam, wie man ihn sich im Grunde wünschen würde, sagt eine Zuhörerin nach dem Konzert.
Das sei ein gutes Konzert gewesen, findet Ahmed Elata, der im Anschluss wartet, um die Gitarren von Stevens in einen alten VW-Bulli einzuladen. Im Vergleich zu früher sei Yusuf viel ruhiger. "Er scheint viel mehr Spaß zu haben", sagt Elata.
Nach dem deutschen Tourauftakt in Hamburg folgen bis zum 29. Mai weitere Konzerte in Oberhausen, Berlin, München und Mannheim.
[OPEN REPORT, 12.05.11]
Er kommt im langen Mantel auf die Bühne, allein mit seiner akustischen Gitarre, zum Auftakt einer Tour mit fünf Stationen zum ersten Mal nach fünfunddreißig Jahren wieder in Deutschland. Beginnt er wirklich mit ein wenig bebender Stimme zu singen, „Lilywhite“ und „The Wind“, diese sanften alten Weisen? „Hey hey, Hamburg!“, begrüßt Yusuf, der einmal Cat Stevens war, dann sein Publikum und sagt, dass er als Folksinger begonnen habe. Wer wüsste es nicht von den geschätzt Sechstausend, die da in die Hamburger O2 World-Halle gekommen sind, um jemanden wiederzusehen, den sie so viele Jahre vermisst haben? Und „I missed you“ wird Yusuf später am Abend in die Halle rufen; er meint das aufrichtig.
Auf der Bühne stehen erst einmal zwei Laternen und vages Backsteingemäuer, als Alun Davies mit seiner Gitarre dazukommt, der Cat Stevens schon in den Siebzigern begleitete. Bevor sie den uralten, lustigen Song „Pop Star“ vortragen („Oh mama, mama see me on the TV“), bekommt Yusuf ein Glitzerding von Gitarre gebracht, es funkelt nur so auf dem schwarzen Korpus: nein, kein Silber - it's real tin! Wer dafür Sinn hat, bemerkt auch, dass Yusuf für jeden Song das Instrument wechselt, es macht ihm ganz offensichtlich unglaublichen Spaß. Wie viele Gibsons hat er an diesem Abend? Vielleicht sechs, sieben Gitarren, eine schöner als die andere.
Dass er noch immer virtuos spielt, ist zu sehen an seinen Händen - auf den Leinwänden links und rechts und auf der ganz großen hinter der Bühne -, zu hören ist es ohnehin. Er muss sich die Erinnerung an solche Fertigkeiten wohl in den zwei Jahrzehnten seiner selbst auferlegten Abstinenz von der westlichen Musik, von seinen eigenen, nachgerade kanonischen Liedern zumal, bewahrt haben im Herzen und konserviert haben in den Fingern. Das Liedchen gerät dem Duo zum schieren Blues, in komischer Melancholie. Dann kommt der Bassist hinzu, und gleich das erste Medley zu dritt macht noch mehr Dampf, eingeleitet von „I Love My Dog“, gefolgt von „Here Comes My Baby“ und „The First Cut is the Deepest“. Ja, auch diese Schätze gehen auf das Konto von Yusuf, und eigentlich ist er selbst noch immer - oder endlich wieder - ihr heißester Interpret.
Irgendwann ist dieser Mann da vorne überhaupt wieder ganz Cat Stevens, inzwischen eben zweiundsechzig Jahre alt und mit weißgrauem Bart, aber mit demselben Gesicht und demselben Temperament. Die absolut unverkennbare Stimme ist noch da und die typische Rhythmisierung seiner Lieder auch, egal ob als Blues, Folk oder im dynamisierten Rock-Sound satt vorgetragen. Mit sechs Musikern und einem Backgroundsänger steht er gut zwei Stunden auf der Bühne, manchmal sind fünf Gitarren, inklusive der Bässe, in Gebrauch - das hat Klasse. Die Show kommt ohne Firlefanz aus, auf den Leinwänden begleitet von skurrilen Bildern (vielleicht von dem Musiker selbst, wenn man an die frühen Plattencover denkt) oder anderen Phantasie-Tableaus. Yusuf selbst ist witzig, und es macht ihn sichtlich glücklich, wenn sein Publikum gleich beim ersten Akkord vor Wiedererkennen kollektiv aufjault.
Vor der Pause gibt er den Storyteller, ordnet einige seiner Songs zu einem fiktiven Musical an, einer kleinen Liebesgeschichte, deren Höhepunkt eine furiose Fassung von „Matthew & Son“ darstellt. Natürlich kommen noch solche unverwüstlichen Gassenhauer wie „Morning has Broken“ (der einzige Song übrigens, den er nicht selbst geschrieben hat) oder „Wild World“ und „Father and Son“. Am Schluss des Abends haben alle, die für Cat Stevens gekommen sind, gekriegt, was sie sich gewünscht haben - und bestimmt um eine ganze Menge mehr, als sie sich erwartet hatten.
Dieser Mann auf der Bühne hat entscheidende Jahre seines Lebens als konservativer Muslim zugebracht, er hat in dieser Zeit dem Islam die Musik geopfert, also das Element, in dem er sich so wunderbar bewegt. Er mag etwas wie eine zweite Häutung vollzogen haben, jedenfalls ist seiner Botschaft Glauben zu schenken. Wer ist schon so naiv zu denken, dass Musik Berge versetze? Jeder ist es, in diesen Momenten, wenn der Wunsch nach Freiheit und Frieden wie eine warme Woge in die Halle flutet.
Dass er nach dem 11. September 2001 beschlossen habe, wieder für den Frieden zu singen, hat Yusuf vor kurzem gesagt (Gespräch mit Yusuf alias Cat Stevens: Warum wollen Sie wieder singen, Mr. Islam?). Aus seinem berühmten Schatten des Mondes lässt er als Zugabe „My People“ kraftvoll hervortreten, eines der neuen Lieder, das er unter dem Eindruck der Ereignisse in Ägypten geschrieben hat, und endlich jenen „Peace Train“ wieder rollen, den er vor vierzig Jahren für „Teaser And The Firecat“ auf den Weg schickte. Das letzte Lied ist „All Kinds of Roses“ vom Album „Roadsinger (To Warm You Through The Night)“, das 2009 erschien.
Nicht nur in Allahs Gärten blüht das Leben, und nicht nur in Yusufs Herz gibt es nur einen Gott: Die wirklich große Popmusik hat es ja schon immer mit dem Höchsten aufgenommen, in der einen oder anderen Art, ohne falsche Scheu vor Pathos. Yusuf alias Cat Stevens wird noch (heute Abend) in Oberhausen, dann in Berlin, München und Mannheim spielen. „God bless you! Salam!“: Damit entlässt er die Leute. Wenn es den einen Gott gibt, dann hat der den Mann auf die Bühne zurückgeschickt.
[Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.05.11]
Selbst der geneigteste Fan könnte geneigt sein, den Mann für einen Anachronismus zu halten. Als er 1966 seine ersten weltweiten Erfolge mit "Matthew & Son" feierte, war die CD noch nicht erfunden, als er sich 1976 aus dem Musikgeschäft zurückzog, ging gerade als erster PC der Welt der Apple I mit 64 Kilobyte RAM über den Ladentisch. Der britische Sänger Steven Demetre Georgiou alias Cat Stevens aber hatte alles erreicht, was ein Künstler erreichen kann, und zog sich zwei Jahre später als Superstar völlig aus der Öffentlichkeit zurück.
35 Jahre nach seinem letzten Konzert hierzulande startet er nun mit dem Auftakt seiner Deutschand-Tour in der Hamburger O2 World mit einem überwältigenden Konzert seine zweite Karriere. Diesmal trägt er den Künstlernamen Yusuf. Die universelle Friedensbotschaft, die er seit 1968 verkündet, ist schlicht und ergreifend dieselbe geblieben, aber nach den aktuellen Revolten in der arabischen Welt steht der britische Sänger mit neuen Songs wie "My People" und "All Kinds of Roses" wieder an der Spitze der Avantgarde. Von wegen Anachronismus - der Mann hat einfach mal Pause gemacht, bis sein Talent wieder gebraucht wird.
Erneut ziert die Friedenstaube die schwarze Klampfe seines Gitarrenparks, und der weiße Vogel flattert schwärmerisch auch durchs computergenerierte Hintergrundvideo. 1977 konvertierte Stevens zum Islam, gab sich den neuen Namen Yusuf Islam und übte zwanzig Jahre lang völlige Bühnenabstinenz. Nach einem ersten Auftritt in Sarajevo 1997 gab es gelegentliche Einzelkonzerte und -aufnahmen, meist Benefizauftritte, zum Beispiel mit Paul McCartney und Ronan Keating. Nun ist er wieder da und wird von 6000 Fans begeistert gefeiert. Das Konzert beginnt mit einem Song seiner Erfolgsschallplatte "Mona Bone Jackson" von 1970, "Lilywhite". Von derselben Platte singt er noch "Trouble" und "Pop Star" und trifft damit heute wie damals den globalen Nerv einer Zeit des weltweiten Aufbruchs.
In der ersten Konzerthälfte spielt Yusuf als ersten großen Hit "Where do the Children Play" - und erntet Strophenapplaus für den Beweis der Regel: Wenn es genial ist, darf es ruhig schlicht sein. Den Rest der Zeit vor der Pause widmet Yusuf dem Musical "Moonshadow", an dem er seit Jahrzehnten arbeitet und das im Wesentlichen dazu dient, seine Songs zu transportieren. Das kennt man in Hamburg aus dem Operettenhaus vom Udo-Jürgens-Musical und vom ABBA-Musical und lässt den erzählerischen Sound à la Chris de Burgh zu Fantasy-Kulissen entspannt vorüberklingen.
Im zweiten Teil beweist Yusuf mit und ohne seine virtuose Band, wie viel Cat Stevens noch in ihm steckt. Etwas schneller außer Atem als vor Jahrzehnten singt Yusuf seine großen Hits von "Wild World" über "Father & Son" bis zu "Moonshadow" - noch cooler als zur Entstehungszeit. Beseelt durch Lebenserfahrung, klingt auch so mancher Song aus der zweiten Hit-Reihe von einst wie "Don't be Shy" aus dem Soundtrack des Kinofilms "Harold and Maude" heute erstklassig. Den Hit "Old Schoolyard" singt gar eine ganze Reihe von Musikkritikern mit. Der ansonsten in Rock- oder Popkonzerten völlig unübliche Chor der Kritiker spürt offenbar so gut wie die Fans, dass er soeben Teil eines musikhistorischen Ereignisses wird.
Stevens alias Yusuf hingegen schreitet auch als Teil der politischen Weltgeschichte durch selbige. Ein Einreiseverbot in die USA von 2004 thematisiert er im lakonisch-ironischen Song "Boots & Sand", im Videoclip tauchen westernübliche "Wanted"-Plakate mit seinem Konterfei und Namen auf. Ansonsten spielt der Islam, den der Künstler als Privatperson im Namen führt, praktisch keine Rolle. Nach gut drei Stunden endet der Abend mit vier Zugaben, Toleranzappellen, vielen "Peace"-Rufen und "Peace"-Zeichen wie ein Traum von einer besseren Welt zum Mitnehmen - und als die Zuschauer die O2 World verlassen, strahlt am sommerlichen Abendhimmel der Halbmond.
[Die Welt, 12.05.11]
Als wäre er kaum weg gewesen: 6000 seiner treuen Fans strömten am Dienstag in die O2 World, um den Mann zu erleben, der zu den ganz alten Hasen und zu den ganz Großen seines Fachs gehört. Bereits 1966 feierte Cat Stevens seine ersten Erfolge. Nun eröffnete Yusuf Islam, so sein Künstlername, in Hamburg seine Deutschlandtournee. Unglaubliche 35 Jahre war er gar nicht auf deutschen Bühnen zu erleben gewesen. Und nun stand und saß er da und bot seinen Fans Altbekanntes wie "Wild World", "Father & Son" oder "Moonshadow". Friedenstauben schwebten über die Leinwand, die Sechziger waren zum Greifen nahe. Yusuf warb für Toleranz, Frieden und Menschlichkeit und malte mit Musik und Worten das Bild einer besseren Welt. Ein grandioses Comeback, ein Ereignis von historischen Dimensionen - so jedenfalls erlebten es die Fans, die seine schlichten, aber deshalb nicht unwahren Appelle beseelt mit nach Hause nahmen.
[Welt am Sonntag, 15.05.11]