27. Apri 2009

 

 

Sorry wegen der schlechten Bildqualität...

 

 


                                                - volle Länge -

40 Minuten für die Ewigkeit

Er spielte nur drei Räucherstäbchen lang und hatte die Lady D’Arbanville zuhause gelassen.

Seine Fans machte er trotzdem glücklich: Cat Stevens, ohne dessen Lieder sich in den Siebzigern kein Pärchen verliebte und der seit 1978 Yusuf Islam heißt, gab in München ein exklusives Konzert für gut 100 Hörer von Bayern 3.

 

Es war einer der kürzesten Auftritte der Münchner Pop-Geschichte – und einer der gänsehäutigsten. Gerade mal 40 Minuten stand Yusuf im Studio 2 des BR auf der Bühne, dann war er mit einem sanften „God bless you, Salam, Peace“ auch schon wieder entschwunden. Aber acht Songs reichten aus für einen denkwürdigen Abend. München rollte den roten Flokati-Teppich aus für Cat Stevens – und der Weltstar war sichtlich gerührt von der Begeisterung seiner Fans.

 

Bayern-3-Musikredakteur Edi van Beek hatte den Sensations-Coup eingefädelt – passend zum Erscheinen des neuen Yusuf-Studioalbums Roadsinger am 2. Mai. Ursprünglich sollte der 60-jährige eine volle Stunde auf der in knalliges Siebziger-Rot-Grün getauchten Bühne stehen – aber weil er mit seinen vier Musikern noch nie in dieser Besetzung zusammengespielt hatte, traute sich der Perfektionist nur die wenigen Stücke zu, die er beim Soundcheck geprobt hatte.

„Man möchte es kaum glauben“, verriet van Beek der tz, „aber er war unglaublich nervös und unsicher, wie das Publikum auf ihn reagieren würde.“ Fritz Egner, der den Abend moderierte, bat die Fans denn auch um ausdrücklich um gehörigen Applaus: „Yusuf singt so lange, wie er spürt, dass ihn das Publikum sehen will.“ Wenn es danach geht, würde er jetzt noch singen. Denn: Cat Stevens lieferte ein wunderbares Konzert(chen).

 

Bescheiden lächelnd kam der Mann mit dem grauen Bart gegen 20.10 Uhr mit seiner Akustikgitarre auf die Bühne – und sorgte schon mit den ersten Zeilen des (bemerkenswert gelungenen) Titelstücks vom neuen Album für Gänsehaut. Diese Stimme, ungebrochen, die nach „Moonshadow“ klingt, nach „Morning has broken“ und nach Patschuli-Parfum – wow! Nach der neuen Single „Thinking ’bout you“ begann Yusuf zu erzählen: vom „Geschenk, dass ich Musik machen darf“, und davon, wie es ihm geht, wenn er Konzerte von ­älteren Popstars sieht:

„Dann denke ich mir auch immer, spiel’ mal was Altes.“

 

Und das tat er auch. Sang „Lilywhite“, „Don’t be shy“ und schließlich – hurra – „Wild world“, mit einigen Zeilen auf Zulu, als Hommage an Nelson Mandela. Amüsant, beinahe heiter, wirkte der freundliche ältere Herr auf der Bühne – viel mehr Cat Stevens als der weltentrückte Yusuf Islam, als der er in den letzten 30 Jahren mit nicht immer erfreulichen Geschichten durch die Medien geisterte. Und dann spielte er doch noch DAS Lied, das alle hören wollten – und das im Repertoire gar nicht vorgesehen war: „Father and son“. „It’s not time to make a change, just relax, take it easy“ – das ganze Publikum sang mit – auch ohne Teekessel, und die Verliebten verliebten sich aufs Neue. Momente für die Ewigkeit.

 

Kurz danach schon, Salam, der viel zu schnelle Abschied heim nach London.

 

[tz-online.de]